Die Anhalterin | home |
(…) Jérôme befand sich mit seinem neuen Peugeot 307 auf dem Weg von Calenzana nach Calvi, um an der letzten Ratssitzung vor den Wahlen teilzunehmen. In Calenzana hatte er gerade den Baufortschritt einer Villa begutachtet, die bis Ende des Jahres fertig werden sollte. Das Haus gehörte Jean-Pascal, der eine Deutsche geheiratet hatte, die hinkte. Bestimmt war sie von Haus aus vermögend. Die beiden hatten drei Kinder, zwei Hunde und einen Papagei, der die Paghjella sang …
Nach der Sitzung war er mit einem Deutschen zum Abendessen verabredet, der behauptete, einen Investor für das Hotel gefunden zu haben, das Jérôme schon seit Jahren auf einem Grundstück seiner Frau unterhalb der Chapelle de Notre Dame de la Serra plante. Ihn ärgerte nur , dass der Mann als Treffpunkt ausgerechnet das „Chez Tao“, ein Schickeriarestaurant auf der Zitadelle, als Treffpunkt ausgesucht hatte. Wahrscheinlich neigte er, wie so viele Deutsche, zu übertriebener Romantik und wollte selbst bei einem Geschäftsessen nicht auf die Aussicht auf den Golf von Calvi verzichten. Jérôme selbst hätte lieber in dem kleinen Restaurant in der Unterstadt gegessen, das seinem Schwager gehörte. Aber wenn der Fremde tatsächlich einen Investor an der Hand hatte, dann würde sich der Ausflug auf die Zitadelle mehr als lohnen.
Jérôme bremste erst, als er das Mädchen im Rückspiegel sah. Etwas an der Art, wie sie den Kopf zurückgeworfen und ihm nachgeschaut hatte, etwas in ihrem Blick, vielleicht auch nur der Glanz ihrer kupferroten Haare, hatte seinen rechten Fuß dazu verführt, gegen seine Grundsätze zu handeln und auf die Bremse zu treten. Ein Fehler, den er noch bereuen sollte …